Mittwoch, 25. Juli 2007

veranstaltungen

Heute: im Rahmen der Antisemitismus-Ausstellung
in Leipzig findet heute ein Vortrag mit jemandem von der phase 2 und einem angeblich sehr coolen Professor vom Politikwissenschaftlichen Institut der Uni Leipzig statt. 19.30 Uhr im Schulmuseum.

Wochenende: Vortrag und Tagesseminar mit Joachim Bruhn in Halle, check: http://nokrauts.antifa.net/

Selbiger wird dann nächste Woche auch in Leipzig zu Gast sein und hier zum Verhältnis von Zionismus und Kommunismus im Conne Island sprechen:


Die Einsamkeit Theodor Herzls
Der Haß auf Israel und die Arbeit der materialistischen Staatskritik Joachim Bruhn (Freiburg)

Mag sein, daß der Pluralismus in Deutschland mehr ist als nur eine Dutzendideologie. Mag auch sein, daß der Kampf zwischen "Links" und Rechts um die "Besetzung" der politischen Mitte mehr und anderes darstellt als nur das Spiegelspiel der Politik, vermittels dessen sich das Herrschaftsverhältnis der Souveränität reproduziert. Kann sogar sein, daß die linke Polemik für das "Recht auf Arbeit" tatsächlich den Antagonismus zur rechten Apologie der "Freiheit des Marktes" darstellt oder enthält. Zwar ist dies nach
Maßgabe der materialistischen Kritik der politischen Ökonomie keineswegs zu erwarten, aber nach Maßgabe des unvermeidlichen Prinzips Hoffnung auch nicht kategorisch zu dementieren. Allerdings setzt der politische Pluralismus den Dogmatismus des Staates voraus, ist er doch, mit Marx, ein Mechanismus, der, durch die Konkurrenz um die Besetzung der Regierung, systematisch verschleiert, daß das gesellschaftliche Übel in der Existenz und im Wesen des Staates liegt. Im Wesen dieser Staatlichkeit liegt es, das Gewaltmonopol über Leben und Tod innezuhaben; im Wesen des deutschen Staates liegt es darüber hinaus, das tätige Selbstbewußtsein des Vernichtungs- und Mordzusammenhangs zu sein. Daran, an dieser allseits und kollektiv beschwiegenen oder gar um Sinn rationalisierten Geschäftsgrundlage der Politik, liegt es, daß sich die Linken mit den Rechten vermittels ihrer Mitte aller Differenzen zum Trotz immer dann einig sind, wenn es um Israel geht. In punkto Israel ist es egal, um ein beliebiges Beispiel anzuführen, ob der Ex-Grüne Jamal Karsli von der "Jungen Freiheit" interviewt wird oder gleich von der "Roten Fahne", der Wochenzeitung der MLPD. Es ist ganz egal, um ein weiteres, eher akademisches Beispiel zu geben, ob Frankfurter Fordismus-Theoretiker wie Lupus oder Joachim Hirsch vom "Gesellschaftlichen" und "Sozialen" sprechen, aber konsequent abspalten und verdrängen, daß eben der Henry Ford, dem sie ihre schöne Theorie verdanken, ein Antisemit von Graden und ein Stichwortgeber des Führers war, daß schon bei Antonio Gramsci, dem Erfinder des "Fordismus", diese Abspaltung so restlos funktionierte, daß die Kategorien der Hegemonie bis auf den heutigen Tag auch bei den Strategen der Konterrevolution sehr en vogue sind. Es ist schließlich ganz egal, ob man die Bücher von Noam Chomsky über den eher linken zu Klampen-Verlag aus Lüneburg bezieht oder gleich beim "Deutschen Buchdienst" der Deutschen Volksunion, wie es auch erst recht egal ist, ob Chomsky von der "National-Zeitung" zur Weltlage befragt wird oder gleich von der "jungen Welt" ~ das alles ist gleichgültig und der Beispiele daher kein Ende, weil der Gegensatz von Links und Rechts in punkto Israel aufgehoben und vernichtet ist, weil man sich der gemeinsamen Geschäftsgrundlage als Deutsche versichern will. Darum geht es das Verbrechen am Grund der eigenen, der postfaschistischen Staatlichkeit abzuspalten und es auf Israel zu projizieren, d.h. dem Kult des Volksstaates sich ergeben zu können, dem so süßen wie daher mörderischen Wahn der Identität von Volk und Führung, von Bürger und Politik. Wie daher der Antisemitismus, die eher ökonomisch sich legitimierende Seite des Judenhasses, als die Alltagsreligion der kapitalisierten Gesellschaft in der Scheidung des "produktiven" vom "spekulativen" Kapital sich niederschlägt, so der Antizionismus, die eher politisch sich camouflierende Version eben desselben Judenhasses, in der säuberlichen Trennung zwischen dem "Staat des ganzen Volkes", d.h. dem "organischen" Volksstaat Deutschland einerseits, und dem desolaten "Konstrukt" Israel andererseits, das sich, "unorganisches Gebilde" und "Bollwerk des Imperialismus", das es unheilbar ist, gegen die Palästinenser nur "nazistischer Vernichtungsmethoden" bedienen könne. Es drückt sich in dieser Spaltung aus, daß sie eine Abspaltung ist, daß das kapitalisierte Bewußtsein unter dem Niveau noch der bürgerlichen Aufklärung liegt, daß es den revolutionären Ursprung seiner eigenen Staatlichkeit verleugnet. Die materialistische Staatskritik hat sich dieser Ideologisierung zu erwehren, indem sie allererst das unter den Deutschen gängige Märchen bestreitet, der Antisemitismus sei das eine, der Antizionismus aber das ganz andere.

Joachim Bruhn (Freiburg) ist Co-Autor von Initiative Sozialistisches Forum,
Furchtbare Antisemiten, ehrbare Antizionisten.
Über Israel und die linksdeutsche Ideologie.
200 Seiten, 13 Euro, ISBN 3-924627-08-8 im Ca ira-Verlag

Montag, 30. Juli, 19:00 Uhr, GWZ, Beethovenstraße, Raum 2010
Organisiert vom Bündnis gegen Antisemitismus Leipzig und vom StudentInnenRat der Universiät Leipzig




wenn jemand gute partys weiß, bitte diesen eintrag kommentieren.

danke.

Montag, 23. Juli 2007

fuck you! (und geschichtsphilosophie)

so, da ich nun endlich, endlich von den intellektuellen zumutungen meines soziologie-studiums befreit hier mein boshaft-hämisches hohngelächter über meine kommilitonen, eine wundervolle passage aus dem klassiker "über das elend im studentenmilieu":


Sicherlich gibt es trotz allem unter den Studenten einige von genügendem intellektuellem Niveau. Diese meistern ohne Mühe die elenden Leistungskontrollen, die auf die Mittelmäßigen zugeschnitten sind und sie meistem sie gerade deswegen, weil sie das System durchschaut haben, es verachten und wissen, daß sie seine Feinde sind. Sie nehmen sich das Beste, was das Studiensystem zu bieten hat: die Stipendien. Indem sie die Lücken der Kontrolle ausnutzen, deren eigene Logik sie hier und heute dazuzwingt, einen kleinen rein intellektuellen Bereich der "Forschung" aufrechtzuerhalten, treiben sie ruhig die Unruhe bis auf die Spitze: ihre offene Verachtung für das System paart sich mit der Hellsichtigkeit, die es ihnen gerade emmöglicht, stärker als die Diener des Systems zu sein – und zwar zuerst auf intellektuellem Gebiet. Diejenigen, von denen wir sprechen, gehören bereits zu den Theoretikern der kommenden revolutionären Bewegung und sind sich dessen bewußt, daß sie mit ihr zugleich an die Öffentlichkeit treten werden. Sie verheimlichen niemandem, daß sie das, was sie so leicht dem "Studiensystem" entnehmen, zu dessen Zerstörung benutzen. Denn der Student kann gegen nichts rebellieren, ohne gegen seine Studien zu rebellieren und er spürt die Notwendigkeit dieser Rebellion weniger natürlich als der Arbeiter, der spontan gegen seine Lage rebelliert. Aber der Student ist ein Produkt der modernen Gesellschaft, genau wie Godard und Coca-Cola. Seine extreme Entfremdung kann nur durch die Kritik der ganzen Gesellschaft kritisiert werden. Keinesfalls kann diese Kritik auf dem studentischen Gebiet vollzogen werden: der Student als solcher maßt sich einen Pseudowert an, der ihm verbietet, sich seiner wirklichen Enteignung bewußt zu werden und er bleibt damit auf dem Gipfel des falschen Bewußtseins. Aber überall dort, wo die moderne Gesellschaft kritisiert zu werden beginnt, bricht eine Revolte der Jugend los, die unmittelbar einer totalen Kritik des studentischen Verhaltens entspricht.


hihi!

zwei weitere proben sollten zur genüge die qualität des textes verdeutlichen:

Seine äußerst ärmliche ökonomische Lage verurteilt den Studenten zu einer sehr wenig beneidenswerten Form des Überlebens. Aber immer mit sich zufrieden erhebt er sein triviales Elend zu einem originellen "Lebensstil": kultivierte Armut und Boheme. Die "Boheme", die bereits weit davon entfernt ist, eine originelle Lösung zu sein, wird nur nach einem endgültigen und unabänderlichen Bruch mit dem Universititsmilieu echt gelebt werden. Ihre Anhänger unter den Studenten (und alle kokettieren damit, es ein wenig zu sein) klammern sich also lediglich an eine künstliche und heruntergekommene Version dessen, was bestenfalls nur eine mittelmäßige individuelle Lösung ist. Damit verdienen sie sogar die Verachtung von alten Damen auf dem Lande. Dreißig Jahre nach Wilhelm Reich (8), diesem hervorragenden Erzieher der Jugend, haben diese "Originale" immer noch die traditionellsten Erotik- und Liebseverhaltensweisen und reproduzieren in ihren sexuellen Beziehungen die allgemeinen Beziehungen der Klassengesellschaft. Die Fähigkeit des Studenten, einen Militanten jeden Kalibers abzugeben, sagt viel über seine Impotenz. Innerhalb des Spielraums individueller Freiheit, der durch das totalitäre Spektakel erlaubt wird, und trotz seines mehr oder weniger flexiblen Stundenplanes ignoriert der Student immer noch das Abenteuer und zieht die ihm knapp bemessene alltägliche Raumzeit vor, die für ihn von den Wächtern desselben Spektakels eingerichtet worden ist.


und:

"Avantgarde sein heißt, mit der Wirklichkeit Schritt halten" (16). Die radikale Kritik an der modemen Welt muß jetzt die Totalität zum Gegenstand und zum Ziel haben. Sie muß untrennbar ihre wirkliche Vergangenheit, das, was sie wirklich ist und die Pespektiven ihrer Veränderung betreffen. Um die ganze Wahrheit der gegenwärtigen Welt sagen und mehr noch das Projekt ihrer totalen Subversion formulieren zu können, muß man imstande sein, ihre ganze verborgene Geschichte zu enthüllen, d.h. völlig entmystifiziert und grundsätzlich kritisch die Geschichte der gesamten internationalen revolutionären Bewegung mit ihren Niederlagen und Siegen zu betrachten, die das Proletariat der westlichen Länder vor mehr als einem Jahrhundert ausgelöst hat. "Diese Bewegung gegen die gesamte Organisation der alten Welt ist längst zuende" (17) und gescheitert. Mit der Niederlage der proletarischen Revolution in Spanien (Barcelona im Mai 1937) ist sie zum letztenmal geschichtlich in Erscheinung getreten. Ihre offiziellen "Niederlagen" oder "Siege" müssen jedoch im Licht ihrer Verlängerungen beurteilt und ihre Wahrheit wiederhergestellt werden. So können wir behaupten, daß "es Niederlagen gibt, die Siege sind und Siege, die beschämender sind als Niederlagen" (Karl Liebknecht am Vortage seiner Ermordung). Die erste große "Niederlage" der proletarischen Macht, die Pariser Kommune, stellt in Wirklichkeit ihren ersten großen Sieg dar, denn zum ersten Mal hat das "primitive" Proletariat seine geschichtliche Fähigkeit behauptet, frei alle Aspekte des öffentlichen Lebens zu gestalten. Entsprechend war ihr erster großer "Sieg", die bolschewistische Revolution, letzten Endes nur ihre folgenschwerste Niederlage. Der Triumph der bolschewistischen Ordnung fällt mit der Bewegung der internationalen Konterrevolution zusammen, die mit der Zerschlagung der Spartakisten durch die deutsche "Sozialdemokratie" ihren Anfang nahm. Ihr gemeinsamer Triumph war tiefer als ihr scheinbarer Gegensatz und diese bolschewistische Ordnung stellte schließlich nur eine neue Verkleidung und eine besondere Gestalt der alten Ordnung dar. Die Ergebnisse der russischen Konterrevolution waren im Innern die Einführung und Entwicklung einer neuen Ausbeutungsweise, des bürokratischen Staatskapitalismus, und im Äußeren die Vervielfachung der Sektionen der sog. Kommunistischen Internationale als Zweigstellen für die Verteidigung und Ausweitung seines Modells. Damit blühte der Kapitalismus in seinen bürokratischen und bürgerlichen Varianten von neuem auf den Gräbern der Kronstädter Matrosen und der ukrainischen Bauern, der Arbeiter aus Berlin, Kiel, Turin, Shanghai und später Barcelona.


es wird übrigens bald auch im ceeieh artikel zur situationistischen internationalen geben. watch out!

Donnerstag, 12. Juli 2007

geht nüscht.

hey, leider bin ich gerade mal wieder derbe im stress, weshalb hier auch inhaltlich nix läuft. bald, das heißt wenn ich alle klausuren mit minimalem aufwand bestanden haben werde, werde ich hier aber genüsslich hass- und verachtungstiraden auf meine kommilitonen sowie DAS STUDIENSYSTEM posten. muhaaahahaaha. supported by the situationistische internationale (SI), of course.

Freitag, 6. Juli 2007

grummel

an alle, denen ich bereits vor ewigkeiten die zugangsdaten gegeben habe, die aber nie kommentieren, geschweige denn selbst in die tasten greifen:
ich bin echt ziemlich enttäuscht.

Donnerstag, 5. Juli 2007

ein bisschen bildung täte dir mal ganz gut!

an dieser stelle sei auf eine spannende ausstellung und veanstaltungsreihe hingewiesen, die demnächst in leipzig von den engagierten wissenschaftlerinnen der EnWi sowie der amadeu antonio stiftung durchgeführt werden wird. das thema lautet „Das hat’s bei uns nicht gegeben!“ – Antisemitismus in der DDR.

oh la la! c'est la fête!

verschiedene (hoffentlich!) coole partys warten auf DICH!

do: philo park party irgendwo im clarapark u.a. mit electro-mucke, günstigen getränken und viel kritischem studigeschwaetz

fr: das szene-must! die "dj pop is back party" in der b12. sehen und gesehen werden mit garantiert hohem identitätsfaktor.

sa: 10 jahre afbl! der geburtstag wird natürlich im "island" (achtung: jargon) mit wahrscheinlich sehr guter musik und der urban incrowd begangen.

wir sehen uns! yeah!

nachtrag: es findet wohl auch ein mini-elektrofestival auf der wiese neben der gfzk / der hgb statt. und am samstag ist im zoro ein egotronic-konzert.

Mittwoch, 4. Juli 2007

globalisierungskritik

ich hoffe mal, dass man hier in bälde das referat von uli krug zum thema "Links trifft rechts. Zur Entstehung der faschistischen Ideologie" wird hören können...

hear my sendung on the radiooo

die neue sendung von radio island, 2 stunden 4 interessante themen und viel coole musi gibt es ab sofort hier zum download und als livestream. neben feminismus/gender- und antifabeiträgen gibt es hier als besonderes schmankerl den von mir (mit-)erabeiteten prekariats-beitrag.
das alles natürlich wie immer extrakritisch und total flott! listen up!