Dienstag, 23. Oktober 2007

cee ieh 148 ist online

mit zwei artikeln (auch) von mir über den connewitzer kiezkampf und ein theaterstück, das vom antisemitismus NICHT handelt.

vielleicht liest es ja jemand...

Montag, 8. Oktober 2007

Hear my ssendung on the radioohooo

Die neuste Sendung von Radio Island und mit ihr mein neuster Beitrag ist online. Hier folgt noch die Beschreibung. Anhören, bitte!



Radio Island: Radioshow # 40
Kommunismus, allez, ade... - Während ein Teil der emanzipatorischen Linken auf Demonstrationen weiterhin lautstark Kommunismus fordert, hat ein anderer Teil dem Begriff eine Absage erteilt. Kritik am Begriff des Kommunismus gibt es aber von beiden Seiten. In einem konstruierten Streitgespräch hört Ihr Hannes von der Leipziger Gruppe in Gründung (GiG) und Andreas von Theorie.Organisation.Praxis (TOP) aus Berlin.

Eine progressive Linke fordert den Kommunismus, weil er eine Assoziation freier Individuen sein soll. Die Idee einer freien Gesellschaft wird wohl kein Linker kritisieren, wohl aber den dafür gewählten Begriff Kommunismus. Linke Kritiker des Kommunismus sagen zum einen, dass der Begriff durch die Geschichte, also den real existierenden Sozialismus und Stalinismus, nur negativ konnotiert sein kann. Dem Marxschen Ansatz sei außerdem ein elitärer Charakter immanent und das „Reich der Freiheit“ utopisch genug, um nicht umsetzbar zu sein. Diese Position vertritt auch Hannes von der Gruppe in Gründung (GiG). Er erzählt, warum der Begriff Kommunismus seiner Meinung nach nicht mehr taugt, man aber trotzdem unbedingt links emanzipatorisch denken sollte.
Andreas von Theorie.Organisation.Praxis (TOP) erklärt dagegen, warum seine Gruppe auch weiterhin zum Beispiel unter dem Motto „Just Communism“ auf die Straße geht und Kommunismus oberstes Ziel einer Linken sein sollte.
Wer sich weiter mit dem Thema beschäftigen will, dem sei außerdem die Veranstaltungsreihe in Leipzig der GiG zu empfehlen. Dort setzen sich die ReferentInnen unter dem Motto „Die Enttäuschung. 90 Jahre Oktoberrevolution und das Versagen des Kommunismus“ kritisch mit dem Thema auseinander. Um reflektierte Kritik am Bestehenden geht es außerdem im Dezember beim „Ums-Ganze-Kongress“ in Frankfurt am Main. Nähere Informationen zu den Veranstaltungen findet Ihr einmal unter www.gig-leipzig.com, und zum anderen unter www.top-berlin.net.

Alle Jahre wieder führen die Kiezbewohner deutscher Großstädte ihre Abwehrschlachten gegen die Umstrukturierung oder Neubebauung ihrer Stadtteile. Dabei soll oftmals die Ansiedelung von als fremd empfundenen Einrichtungen wie zum Beispiel von Hotels, von amerikanischen Fastfoodketten oder von Luxuswohnraum verhindert werden. Diesmal hat es Connewitz erwischt, hier befürchten die Autochthonen eine "Verdiscounterisierung" ihres Kiezes durch den Bau mehrerer Supermärkte.
Was wird wo gebaut und warum? Wer ist dagegen und warum? Welche Argumente werden gegen die Supermärkte hervorgebracht? Und sind diese überhaupt haltbar? Und was bedeutet das für eine rücksichtslose Kritik an Kapital und Staat? Diese und andere Fragen werden wir in dem Beitrag klären. Als besondere Schmankerln haben wir einige kuriose O-Töne verschiedener Protestveranstaltungen im Gepäck...viel Spaß damit!

Mittwoch, 3. Oktober 2007

black whole sun won't you come

Eine schwere Aufgabe, sich mit der Etymologie der Nazi-Symbolik auseinanderzusetzen, deren Quellen zu analysieren und Geschichte nachzuzeichnen, da sie weit zurückreicht, von ihrem Ursprung (der germanischen/nordischen Mythologie) zig willkürliche Deutungen und Transformationen durchlief, und aus der bloßen Unwissenheit über ihren wahren Ursprung im dritten Reich diverse wahnhafte Umdeutungen und Neubesetzungen erfuhr. Dieser Herausforderung hat sich Rüdiger Sünner in seinem Dokumentarfilm "Schwarze Sonne" gestellt. Es gelingt ihm nur zum Teil, sie zu meistern.

Er zeichnet beeindruckend nach, auf welcher 'Theorietradition' die esoterischen Spinnereien von Hitler, Himmler, Heß & Co sich stützen und belegt recht plausibel, daß sie nicht unwesentlich für deren Motive und Handeln waren. Die Chronologie erstreckt sich von Helena P. Blavatsky, die Begründerin der Theosophie, über Guido von List bis zu Rudolf von Sebottendorf, dem Begründer der Thule-Gesellschaft, zu deren Mitglieder sich auch Heß zählte und deren Gast nicht selten Hitler war. Gelungen ist auch die Darstellung und Betonung der Zentralität des mystischen Bezugs im 'Alltag' des dritten Reiches, durch die Architektur und ständiger 'Happenings', wie z.B. die Formung eines riesigen Licht-Monuments aus Scheinwerfern, dem über 140.000 Menschen beiwohnten oder der Bildung riesiger menschlicher Hakenkreuze, Fackelzüge etc. Die nachgewiesene Popularität solcher archaischen 'Happenings' passt so gar nicht zur hiesigen Darstellung der Geschichte, dernach die Deutschen selbst Opfer einer wahnsinnigen Führerelite gewesen seien, oder zumindest alles nur über sich haben ergehen lassen müssen. Leider bleibt diese Aussage nur implizit, in den Bildern versteckt.

Sünner betont zwar immer wieder die "unkritische" und "wilkürliche" Erforschung der germanischen Mythologie durch die Nazis, welche keine Falsifizierung zuließ - dort wo keine Erkenntnis gewonnen werden konnte, wurde sie schlicht erfunden - aber dies wohl nur, um im Umkehrschluß diese von der 'Beschmutzung' durch den Nationalsozialismus befreien zu können. Er tut dies, indem er nicht müde wird, Formulierungen wie 'übertriebener Gebrauch', 'zweckentfremdet' oder 'übersteigert' zu verwenden. Auch gefährlich unterkomplexe Gedanken, wie die, daß das arme deutsche Volk von Hitler durch diese so wirkungsmächtige Symbolik überrumpelt und so quasi zum NS verführt wurde, oder daß die an sich schon lupenreinen Rassentheorien der Helena P. Blavatsky 'mißbraucht' wurden, disqualifizieren seine Forderung nach rein 'wissenschaftlicher' Erforschung des Gegenstandes.

In seiner Darstellung des Verlaufs vom scheinbar harmlosen germanischen Riten zur NS 'Instrumentalisierung' übersieht er völlig, wie diesen archaischen Kulturen/Riten schon faschistoide Tendenzen im Kern eingeschrieben sind und stellt deswegen auch sehr konsequent die Frage nicht, warum gerade diese Gedankengebäude als Blaupause für die NS-Ideologie so hervorragend funktionierten. Er konstatiert lediglich, daß Leute wie Hitler und Himmler sich stark dafür interessierten - warum, das war ihm egal oder durch seine Affirmation verschleiert. Der Autor versucht immer wieder, die für ihn wohl anthropologische Konstante des metaphysischen Bedürfnisses, das für ihn wohl ganz selbstverständlich in der Suche nach 'ursprünglicher' (germanischer) Kultur münden muss, rein zu waschen vom nationalsozialistischen Gebrauch selbiger. Folgt man den Anspielungen Sünners, sei es wohl ein völlig natürliches Begehren, sich völkisch zusammenzurotten und archaischen Ritualen zu folgen, die das Individuum völlig durchstreichen und alles Äußere und Moderne als 'kühl', 'dekadent' usw. darstellt - man darf es halt nur nicht 'übertreiben', z.B. durch millionenfachen Mord. Diese krude Logik gipfelt im Schluß des Films durch ein Resümee, welches sinngemäß behauptet, wenn man nicht ein moderates Verhältnis zu seiner eigenen Kultur entwickle, würde man durch ausländische Kulturen vereinahmt - begleitet wurde dies visuell durch mondäne Szenen, wie z.B.die eines Kinos, welches als fremder 'Kulturtempel' bezeichnet wurde. Mehr Ressentiment geht nicht...